Glauben an die göttliche Fügung und Vorsehung bedeutet der Glaube daran, daß alles - Gutes und Böses, gut und schlecht, bitter und süß, Nutzen und Schaden, Gewinne und Verluste - mit dem Ratschluß, dem Plan, dem Willen und der Erschaffung Allahs des Allhöchsten geschieht.
Im edlen Qur’an heißt es:
“Wir haben alle Dinge nach einem Ratschluß erschaffen.” (Qamar: 49)
“Er ist ‘Rabb’ (Schöpfer), Der geschaffen und gestaltet hat. Der alles bestimmt (geplant) und den rechten Weg gezeigt hat.” (A’la: 2-3)
Die göttliche Vorsehung und der göttliche Ratschluß bedeuten, etwas nach einem bestimmten Maß zustande zu bringen, zu planen und zu bestimmen. Weiterhin besagt es Festlegung, Maß, Anzahl, Verfügung und Beschluß.
Nach Islam; daß Allah der Allhöchste von Ewigkeit zu Ewigkeit den Ort und die Zeit aller Dinge, die erschaffen worden sind und die erschaffen werden sollen, alles bis in die kleinsten Einzelheiten mit Seinem ewigen allumfassenden Wissen kennt und bestimmt, bedeutet ‘Qadr’ (die göttliche Vorsehung).
Und daß Allah der Allhöchste die Dinge, die Er in Urewigkeit gewollt und geplant hat, zu der vorherbestimmten Zeit ins Dasein ruft, wie sie in ‘Lewh-i Mahfuz’ (für den Jüngsten Tag aufbewahrte Tafel der göttlichen Beschlüsse, vorbestimmter Wille Allahs) verzeichnet worden sind, bedeutet ‘Kaza’ (die göttliche Fügung).
Im edlen Qur’an heißt es:
“Es geschieht kein Unheil auf der Erde oder an euch, das nicht in einem Buch (verzeichnet) wäre, bevor Wir es ins Dasein rufen. Fürwahr, das ist für Allah ein Leichtes.
Es ist, auf daß ihr euch nicht deswegen betrüben möget, was euch entging, noch euch deswegen freuen und prahlen möget, was Er euch gegeben hat.” (Hadid: 22-23)
“Alles ist von Allah.” (Nisa: 78)
Allah der Allhöchste ist ‘Allwissend’, Er weiß alles. Er wußte in Seinem urewigen Wissen, was der Mensch auf der Welt alles tun wird, was er alles sagen wird, und kannte all seine Leistungen wie auch seine Wohnstatt im Jenseits. So hatte Er doch vorherbestimmt. Weil Er wußte, hatte Er dargelegt. Denn, nichts ist außerhalb Seines Wissens. So ist das Universum und auch der Mensch. Alles ist verfilmt und aufgespult, aufbewahrt in einer Kassette. Angesichts Seines anfangs- und endlosen Wissens gibt es keinen Unterschied zwischen einem Stäubchen und dem Universum.
Wie Er im edlen Qur’an spricht:
“Wir haben jedem Menschen seine Taten auf der Welt an den Nacken geheftet.” (Isra: 13), ‘verfilmte’ Er dem Menschen all seine irdischen Taten und spulte sie auf. Alles hat Er in ‘Lewh-i Mahfuz’ dargelegt. Nach und nach, gemäß jenem ‘Film’ verwirklichen sich die Taten des Menschen.
Der Zweck, wozu Er uns auf die Welt geschickt hat, ist der, daß auch wir es wissen sollen. Doch nicht etwa der, daß Er es erfahren wollte.
Im edlen Qur’an spricht Er:
“Er kennt alles, was vor ihnen ist und was hinter ihnen ist; das Wissen Seiner Diener kann es jedoch nicht umfassen.” (Ta-ha: 110)
“Er, Der den Tod erschaffen hat und das Leben, auf daß Er euch prüfe, wer von euch die besseren Taten verrichte.” (Mulk: 2)
Wir, die Menschen werden gewiß den Prüfungen unterzogen werden. Recht vielen Entbehrungen werden wir ausgesetzt sein. Sodann wird Allah der Erhaben Wahrhaftige im Rahmen der Ergebenheit, die wir zeigen werden, unseren Rang messen und ihn uns verleihen. Er wußte nämlich mit Seinem anfangslosen Wissen alles, was wir tun werden.
An den Ortsanfängen befinden sich Schilder, die jene Orte kennzeichnen. Die gleichen Schilder befinden sich an den Ortsenden auch, allerdings mit einem durchgezogenen roten Strich, der das Ortsende aufweist. In Wirklichkeit jedoch sind diese Schilder zu der gleichen Zeit aufgeschrieben worden. Beim Einfahren sehen wir den Ortsanfang, beim Verlassen jedoch sein Ende. So ähnlich hat Allah der Erhabene unseren Anfang und unser Ende bestimmt, bevor wir ins Dasein gerufen worden sind. Wir als Geschöpfe schreiben jene Schilder auf und bringen sie dort an, wo sie hingehören. Er ist der Schöpfer, Sein Wissen hat doch alles umfaßt.
Hätte Allah der Erhaben Wahrhaftige uns auf diese Welt nicht geschickt, so hätten wir überaus zu Recht Ansprüche und Widersprüche erhoben. Wir hätten gesagt: ‘O Allah, hätte ich als Dein Diener jemals diese Sachen getan?’ Allah der Wahrhaftig Allhöchste und Allheilig Erhabene hat uns geschickt, um zu zeigen: ‘O du Mein Diener, Ich wußte, daß du es tun würdest, und siehe auch du, was du getan hast!.’ Doch nicht etwa, Er hätte nicht gewußt, was wir tun werden.
Im edlen Qur’an heißt es:
“Hätte Allah etwas Gutes in ihnen erkannt, so hätte Er sie gewiß hören lassen.” (Anfal: 23)
Der Ratschluß Allahs des Erhabenen ist doch der Ratschluß. Ein Mensch hat Ihn derart anzuerkennen.
Es gibt übrigens noch einen göttlichen Ratschluß, den nur Er Selbst kennt. Dieser Ratschluß ist weder in ‘Lewh-i Mahfuz’ noch in dem ‘Film’ des Menschen aufgezeichnet. Dieser gehört allein Ihm. Keiner außer Ihm kann ihn wissen.
Verwunderst du dich etwa darüber? Wüßte Allah der Allhöchste denn nicht jedes Atom der Dinge, deren Schicksal Er dargelegt hat, während sich ein Mensch einen selbst gedrehten Film ansieht und weiß, welche Szene bald danach kommt? Nun, Er ist es ja, Der den ‘Film’ deines Schicksals an dich geheftet hat.
Glaube - Unglaube, Gehorsam - Ungehorsam, Gutes - Böses... Jedes von ihnen ist das, was der Mensch seiner Fähigkeit nach von Allah dem Erhaben Wahrhaftigen zu begehren pflegte. Was er sich wünschte, das wurde ihm gegeben, und der Weg dazu wurde für ihn geebnet.
Allah der Wahrhaftig Ruhmreiche und Erhabene spricht im edlen Qur’an:
“Wer die Ernte des Jenseits begehrt, vermehren Wir seine Ernte. Und wer die Ernte dieser Welt begehrt, ihm geben Wir nur davon. Doch am Jenseits hat er keinen Anteil.” (Schura: 20)
Einer begehrt von Allah dem Erhabenen das Jenseits, den Glauben und den Gehorsam. Und Allah der Erhabene erleichtert ihm diesen Weg und läßt ihn Gutes tun, weil er Gutes begehrt.
Dies wird im edlen Qur’an folgendermaßen erklärt:
“Und denjenigen, die in Unseren Sachen wetteifern, zeigen Wir gewiß unsere Wege.” (Ankabut: 69)
Im Rahmen des Strebens unterstützt Allah der Erhaben Wahrhaftige Seinen Diener, erweitert seine Rechtleitung und leuchtet ihm auf den Weg.
Und dem anderen, da er nur das irdische Leben begehrt, läßt Allah der Erhaben Wahrhaftige dies zuteil werden. Das heißt, Allah ebnet ihm den Weg, nur weil er will, Böses zu tun. Sooft er es begeht, gefällt es ihm, und so erreicht er das Ziel seines Wunsches. Gutes läßt Er dem zuteil werden, der Gutes begehrt, und Böses läßt Er dem zuteil werden, der Böses begehrt.
Der Sinn und Zweck hierzu ist der, daß sie dann folgendes nicht behaupten können, wenn sie im Jenseits zur göttlichen Gegenwart hintreten müssen:
‘O mein ‘Rabb’ (Schöpfer), Du hast uns handeln lassen, wie Du es wolltest, was ist unsere Schuld daran?’
Im edlen Qur’an heißt es:
“Doch, dieses Bezeugenlassen ist so, damit ihr nicht am Tage der Auferstehung sprecht: ‘Siehe, wir wußten nichts davon.’”(A’raf: 172)
Allah der Erhabene, Der Seinen Dienern immer Gutes erweisen will, läßt niemanden mit Gewalt schlechte Taten begehen. Jedem wurde sein Begehr gegeben und jeder fing an, dies zu verwirklichen. Infolgedessen hat ein Diener kein Recht, all die bösen Taten, die er getan hat und die er noch tun wird, zu verdecken und eine Ausrede zu suchen, indem er sagt: ‘Wenn Er will, daß ich mich bessere, werde ich besser, wenn Er aber nicht will, werde ich nicht besser.’ Damit macht er nichts anders, als sich selbst zu belügen. Der Satan überließ sich dem Schicksal und wurde somit ungläubig; Adam (a.s.) suchte bei Allah dem Erhaben Wahrhaftigen Zuflucht. Und Allah der Erhaben Wahrhaftige vergab ihm.
Was dem Menschen zusteht ist folgendermaßen: Er soll wissen, daß er von Allah abhängt, er soll von Ihm begehren, bei Ihm Zuflucht suchen, Ihn inständig bitten, sich demütig Ihm ergeben, für Ihn Tränen vergießen und sich nur Ihm unterwerfen.
Die Propheten -Friede sei auf ihnen allen- verrichteten ihre Gebete, obwohl sie sündenfrei waren. ‘Aschere-i Mubeschere’ (dies sind diejenigen Gefährten des Gesandten Allahs Muhammed (a.s.), denen das Paradies bereits im Diesseits verkündet wurde) - Allah möge mit ihnen allen zufrieden sein - vernachlässigten ihre Gebete doch nicht ein einziges Mal, obwohl ihnen das Paradies verkündet wurde.
Allah der Erhaben Wahrhaftige erschuf den Menschen, der das vollkommenste und edelste der Geschöpfe ist, mit der natürlichen Veranlagung, die besten Taten und Handlungen zu begehen. Ist es also nicht wertlos, sich vom rechten Weg und der Wahrheit zu entfernen und sich um andere Sachen zu bemühen?
In einem Hadith, der von Buhari überliefert wurde, spricht Ali (Vetter und Schwiegersohn des Propheten, er wurde der vierte Kalif der Muslime) (r.a.) wie folgt:
“Wir befanden uns bei einer Bestattung in dem Friedhof des ‘Baki-i Farkad’. Der Gesandte Allahs (s.a.s.) kam zu uns und saß. Und wir setzten uns um ihn. Er hatte einen Stab in der Hand. Er senkte seinen Kopf und fing an, mit dem Stab auf den Boden zu schlagen. Danach sprach er:
‘Ohne daß jemand von euch jedoch ausgenommen worden ist, ist eure Wohnstatt im Paradies und auch in der Hölle verzeichnet worden. Ob er ein Schuldiger oder ein Unschuldiger sein wird, ist bereits bestimmt worden.’
Daraufhin fragte einer von ‘Ashab-i Kiram’ (die edlen Gefährten des Propheten Muhammed):
‘O der Gesandte Allahs, könnten wir also dann nicht die Taten und die Gebete unterlassen und uns nicht auf den Ratschluß Allahs des Erhaben Wahrhaftigen verlassen? Denn, diejenigen von uns, denen die Glückseligkeit zugebilligt ist, führt der göttliche Ratschluß zu den Taten dessen, dem die Glückseligkeit zugebilligt ist, und der geht ins Paradies ein. Ebenfalls führt der göttliche Ratschluß diejenigen von uns, die zum Verbrechen geneigt sind, zu den Taten dessen, der zum Verbrechen geneigt ist, und der wird in die Hölle abgeführt.’
Als Antwort darauf sprach unser Gebieter, der edle Gesandte Allahs (s.a.s.):
‘Tut gute Werke weiter. Denn jedem, wozu er erschaffen ist, ist die Sache leichter gemacht. Jener, dem die Glückseligkeit zugebilligt ist, tut gute Werke. Und jener, der zum Verbrechen geneigt ist, tut böse Werke.’ Und gleich danach trug er folgende edlen Verse vor:
“Und wer sich dem Wahrhaftigen völlig ergibt, sich vor der Sünde hütet, Allah fürchtet und jenen schönsten Glaubenssatz bestätigt, dem wollen Wir es leicht machen, dem wollen Wir zu den guten Taten eine angenehme Lust gewähren.
Wer aber geizt und meint, daß er die Gnade Allahs nicht brauche und jenen schönsten Glaubenssatz leugnet, dem wollen Wir den Weg zur schlimmsten Drangsal leicht machen, dem wollen Wir zu den guten Taten eine fehlende Lust geben.” (Leyl: 5-10)
Wenn der Mensch hinschaut, könnte er sich selbst in diesem Wahrheitsspiegel sehen.
Noch einmal hierüber spricht Allah der Wahrhaftig Ruhmreiche und der Allhöchst Erhabene in Seinem edlen Qur’an folgendermaßen:
“Wer diese vergängliche Welt begehrt, dem bereiten Wir hier schnell das, was Wir wollen doch dem, der Uns beliebt. Danach bereiten Wir für ihn die Hölle, in die er kommt, doch als ein Verdammter und ein Verstoßener aus Unserem Erbarmen.
Wer aber gläubig ist und das Jenseits begehrt und es beharrlich erstrebt, dem wird gewiß dieser Eifer mit Dank belohnt.
Ihnen allen, die das Irdische begehren und auch die das Jenseits begehren, gewähren Wir die Gabe deines ‘Rabb’ (Schöpfer) hintereinander. Die Huld deines ‘Rabb’ (Schöpfer) ist ja keinem verboten.” (Isra: 18-20)
Dieses Thema ist mit der Auffassung der Sekte ‘Dschebriye’ nicht zu verwechseln. Denn, nach ihrer Auffassung ist der Mensch gezwungen, alle Taten zu begehen, die er begeht. Außer daß er beim Begehen dieser Taten keinen Einfluß hat, besitzt er auch keine Macht und keinen Willen.
In Wirklichkeit jedoch macht Allah der Allhöchste den Menschen in seinem winzigen Willen verantwortlich.
Im edlen Qur’an heißt es:
“Ihr werdet gewiß zur Rechenschaft gezogen werden für das, was ihr getan habt.” (Nahl: 93)
“Wer gute Werke tut, so tut er es für sich selbst. Und wer Böses tut, so handelt er gegen sich selbst. Dein ‘Rabb’ (Schöpfer) ist niemals ungerecht gegen Seine Diener.” (Fussilet: 46)
Obwohl es so ist, muß man eigentlich zum Thema ‘Qadr’ (göttliche Vorsehung) nicht kommen. Unser Gebieter, der erhaben Ruhmreiche des Universums (s.a.s.) empfahl, sich beim Thema ‘Qadr’ nicht zu vertiefen. Das Wesentliche der göttlichen Vorsehung ist ein unerforschliches Geheimnis. Wenn man zu weit geht, führt es zum Atheismus. Der Satan überließ sich dem Schicksal, empfand kein Bedürfnis zur Gnade Allahs und wurde somit ungläubig. Adam (a.s.) suchte das Unrecht bei sich, wandte seinem ‘Rabb’ (Schöpfer) zu, bat Ihn um die Vergebung seiner Sünde. Und Allah der Wahrhaftige Freund vergab es ihm.
Der ‘Rabb’ (Schöpfer) der Welten macht es immer schön. Da dein eigenes Ich häßlich ist, hält es für häßlich, läßt es nicht für schön halten. Alles, was Er macht, ist in Seiner Weisheit verborgen.
Unser Gebieter, der erhaben Ruhmreiche des Universums (s.a.s.) spricht in seinen würdigen Ahadith folgendermaßen:
“Wer mit der göttlichen Fügung und Vorsehung Allahs des Erhaben Wahrhaftigen zufrieden ist, mit dem ist auch Allah der Erhaben Wahrhaftige zufrieden.” (Dschamius-sagir)
“Der Glaube an die göttliche Vorsehung beseitigt die Traurigkeit und Trübsal.” (Dschamius-sagir)
“Alles, was dich an Gutem trifft, kommt von Allah, und alles, was dich an Schlechtem trifft, kommt von dir selbst.” (Nisa: 79)
Wie in diesem edlen Vers dargelegt worden ist, soll der Mensch wissen, daß Gutes von Allah dem Erhabenen ist und Böses von sich selbst. Das ist es, was dem Menschen zusteht.
Wer so handelt, erlangt die Gnade Allahs in den folgenden edlen Versen:
“Sprich: ‘Nichts kann uns treffen außer dem, was Allah uns bestimmt hat. Er ist unser ‘Rabb’ (Schöpfer). Die Gläubigen sollen nur auf Allah vertrauen und sich auf Ihn verlassen.’” (Tauba: 51)
“Es sind diejenigen Diener Allahs, die, wenn sie etwas Schändliches getan oder gegen sich gesündigt haben, Allahs gedenken und für ihre Sünden um Vergebung flehen. Und wer vergibt die Sünden außer Allah? Und diejenigen, die nicht auf dem beharren, was sie wissentlich taten.” (Al-i Imran: 135)